Die Essenz von Kristel van Ballaers künstlerischer Arbeit besteht in der Trans- formation von Formen aus Natur und Architektur. Die Grundlage ihres Arbeits- prozesses ist eine intensive und taktile Wahrnehmung. Sie ist fasziniert von der Schönheit der Natur, aber auch von Geometrie, Abstraktion und formaler Kraft von Architektur. In einem langsamen, meditativen Prozess erkundet sie die Formen, die sie inspirieren. Sie befreit sie vom Überflüssigen, bis sich die Perfektion der Form offenbart.
Van Ballaers Arbeiten balancieren an der Schnittstelle von 2D und 3D. Die Kunst der Malerei wird räumlich und umgekehrt. Bei ihren Untersuchungen spielen Schatten und Licht eine wesentliche Rolle, ebenso wie der Raum, in dem das Werk präsentiert wird. In der architektonischen Version kann das Werk betreten werden und die physische Erfahrung des Künstlers ist die Refe- renz. Das kleinere Werk steht auch in Beziehung zum (eigenen) Körper: von der Handgröße bis zur Körpergröße. Kontraste wie offen-geschlossen, schwebend versus stützend sind leitend in ihrem Umgang mit Form und Volumen.
Auf den ersten Blick wirkt ihr Werk minimalistisch und reduziert, aber dieser Eindruck täuscht. Ihr Werk ist vielschichtig. Auffallend ist die Sinnlichkeit und Taktilität der Ausführung: Farbschichten in verschiedenen Texturen erzeugen eine spürbare Spannung – die Sichtbarkeit der Hand der Malerin. Es sind Vor- gänge, die Zeit brauchen und weit entfernt sind von industrieller Fertigung.
Im Kern geht es ihr um Zurückhaltung, um die Zerbrechlichkeit der mensch- lichen Hand. Stille ist ein wesentliches Konzept. Die Künstlerin bietet dem Betrachter Ruhe, einen heilsamen Kontrapunkt zum Bildersturm, der im Alltag tobt. Sie lässt die Zeit stillstehen.
Kristel van Ballaer
aus dem Englischen übersetzt von Juliane Rogge
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The essence of Kristel Van Ballaer’s artistic work consists of transforming forms from nature and architecture. The basis of her working process is an intense and tactile perception. She is struck by the beauty of nature, but also by the geometry, abstraction and formal force in architecture. In a slow meditative process, she explores shapes that inspire her. She strips them of the superfluous, until a perfection of form reveals itself.
Van Ballaer’s work balances at the intersection of 2D and 3D. The art of painting becomes spatial or vice versa. In her research, shadow and light play an essential role, as well as the space in which the work will be presented. In the architectural version, the work can be entered and the artist’s physical experience is the reference. The smaller work is also in relation to the (own) body: from hand size to body height. Contrasts such as open-closed, floating versus supporting are guiding in her handling of form and volumes.
At first sight, her work is minimalist and pared-down, but that impression is deceiving. Her work is layered. The sensuality and tactility of the finish is striking: layers of paint in different textures create perceptible tension – the visibility of the painter’s hand. They are operations that take time and are far removed from industrial manufacture.
At its core, she works towards restraint, showing the fragility that characterizes the human hand. Stillness is an essential concept. The artist offers the viewer calm, a salutary counterpoint to the iconoclasm raging in everyday life. She makes time stand still.