Otto Boll ist ein Künstler, der aus einer explizit minimalistischen Sensibilität heraus arbeitet. Seine Werke sind stark reduzierte Formen aus Stahl […] Diese Skulpturen – in die Luft gezeichnete Linien – scheinen zu schweben und die Ebene und den Raum über uns zu bewohnen. Er verwendet […] Stahlstäbe, deren Spitze er so lange schärft, bis sie so fein ist, dass ihre äußere Form verschwindet. Auf diese Weise ist der Künstler in der Lage, visuelle Aussagen zu treffen, die sich auf der äußersten Grenze bewegen: Die Arbeiten oszillieren zwischen An- und Abwesenheit, Gesehenem und Ungesehenem und verweisen sowohl auf Materialität als auch auf Leere. Damit gelingt es dem Künstler, die Vorstellung des Betrachters von Solidität zu irritieren.
Indem er etwas schafft, das fast leichter als Luft zu sein scheint, lädt Boll uns zu einer (möglicherweise unbequemen) Kontemplation ein. Man muss um das Werk herum und unter ihm hindurchgehen – ganz im Sinne des Minimalismus –, um die Skulpturen umfassender zu erfahren. Die Werke sind in der Tat skulpturale Ereignisse, die durch die multisensorische Echtzeit-Wahrnehmung des Betrachters aktiviert werden.
Sander Bortier / Axel Vervoordt,
aus dem Englischen übersetzt von Juliane Rogge
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Otto Boll is an artist who operates from an expressly minimalist sensibility. His works are acutely reduced forms of steel that hover in space, almost cutting through it. […] These sculptures — lines drawn in the air — seem to float, and inhabit the area and space overhead. Using […] strips of steel, he sharpens the tip until he achieves a point so fine that its outer limit disappears. Thus, the artist is capable of shaping visual statements that linger precariously on the edge: the works oscillate between presence and absence, the seen and the unseen, suggesting both materiality and the void. The artist is thereby able to unsettle the viewer’s conception of solidity.
Articulating something which appears to be almost lighter than air, Boll invites us into a state of (possibly uncomfortable) contemplation. One needs to walk around and under the work — in line with minimalist premises — in order to attain a more “complete” experience of the sculptures. The works are in fact sculptural events that are activated by the viewer’s real-time multisensory perception.
Sander Bortier / Axel Vervoordt