WestFarbe VI Einführungstext

WestFarbe ist eine Ausstellungreihe zum Thema Farbe als Medium und Kolorit, die der international agierende Künstler und Kurator Christoph Dahlhausen im Jahr 2016 begann. Die deutsche Sprache verwendet den Begriff ‚Farbe‘ sowohl für den Begriff Farbigkeit als auch für das Malmaterial, wohingegen die englische Sprache ‚colour‘ von ‚paint‘ unterscheidet. 

Der Begriff ‚Westen‘ im Titel rührt weniger vom geographischen oder politischen Verständnis her, sondern fußt darauf, dass die Herangehensweise und das ‚Lesen‘ von Malerei in der westlichen Welt sich von dem im asiatischen Raum stark unterscheidet. Das Verständnis des Bildes als Portrait, Spiegel oder gar Fenster ist ein grundsätzlich westliches. Diese Herangehensweise hat die Produktion von Malerei und die Rezeption derselben über Jahrhunderte bei uns ebenso geprägt wie ein kunstphilosophischer Ansatz, der auf hegelianischem Denken basiert. 

Das sogenannte Lesen der Malerei entsteht z.B. durch ein Nachvollziehen der Malprozesse des Schöpfers / der Schöpferin oder das Erkennen, dass dieses eben gerade nicht möglich ist, dass sich ein Bild verschließt oder es durch eine stark glänzende Oberfläche abweisend daherkommt, vielleicht aber gerade hierdurch den Betrachtenden in der Reflexion aufnimmt. Der Klang einer Farbe, in harmonischer oder reibungsvoller Kombination mit anderen Farbtönen, Rhythmen, Bilderränder, die Frage nach Bildgrund oder das Figur-Grund-Verhältnis mögen relevant werden, oder das Verhältnis des Werkes mit dem Umraum ist ein Thema bei einigen Künstler*innen. In jedem Fall steht hier kein Werk alleine, die kuratorische Setzung baut gezielt Dialoge mit anderen Werken auf. Diese Dialoge machen es so spannend zu erleben, wie möglicherweise die Malerei selbst, unbedingt aber unsere Wahrnehmung derselben auf eine veränderte Nachbarschaft reagiert. 

Die Betrachtung der Malerei ist ein aktives Tun, ein Prozess, den sich zu vergegenwärtigen äußerst bereichernd ist.

Die Ausstellung will interessante Unterschiede im malerischen Prozess und zugleich verschiedene systematische Ansätze in der Malerei aufzeigen. Zentral ist und bleibt der sinnliche Aspekt in der Begegnung des Betrachters mit der Malerei, dem gemalten Werk, also der persönliche Zugang zum Werk.

WestFarbe VI zeigt Werke von Künstlern, die bereits in den 1960er und 70er arbeiteten, zusammen mit jüngeren Positionen und belegt, dass reduzierte und konkrete Malerei seit langem und weiterhin ein aktuelles Thema ist.

In mehreren Stationen in Deutschland und Neuseeland zeigte Dahlhausen seit 2016 Kunstwerke von jeweils wechselnden Künstler*innen, immer in Resonanz zu einer privaten oder öffentlichen Kunstsammlung. 

WestFarbe VI zeigt malerische Positionen von Künstler*innen aus elf Ländern und kombiniert eine gezielte Auswahl von Werken aus dem Bereich der konkreten und konzeptuellen Kunst der Sammlung Schroth mit anderen zeitgenössischen, regionalen und internationalen Positionen, die teilweise in Deutschland noch unbekannt sind.

Christoph Dahlhausen
Kurator