IGNACIO URIARTE

*1972 in Krefeld, lebt und arbeitet in Valencia, ES

Nach Kündigung meiner letzten Büroarbeit und dem Entschluss, mich hauptberuflich mit Kunst zu befassen, stellte ich fest, dass die neu errungene Freiheit eine grosse Verantwortung birgt. Auf keinen Fall wollte ich Kunst dazu missbrauchen, eine persönliche Befreiung zu bewirken, die mich dem reaktionären und marginalen Klischee-Künstler angleichen würde. Ganz im Gegenteil: Ich beschloss, meine eigene kleinbürgerliche Realität auf keinen Fall zu verlassen, um sie von innen heraus und mit der nötigen Fachkenntnis behandeln zu können. Deswegen verwende ich, auch als Künstler, die üblichen Werkzeuge und Methoden eines Büroangestellten und arbeite stets routiniert und mit der Routine als Hauptbeschäftigungsfeld.

Ästhetisch lehnt sich meine Arbeit an die Konzept- und Minimal-Kunst der 60er Jahre an. In den 60ern fand fast zeitgleich zur ‘Dematerialisierung des Kunstobjektes’ die Substitution von Produkten durch Dienstleistungen in der Wirtschaft statt. Daraus ergab sich, dass sich Kunst- und Wirtschaftswelt auch ästhetisch immer näher kamen, beispielsweise in der chromatischen Selbstbeschränkung und in der formalen Simplizität, welche signalisieren sollten, wie Produkt und Kunstobjekt fortan im (leeren) Kopf generiert würden.

Ich gehe in meinen künstlerischen Arbeiten von Momenten im Büro-Alltag aus, welche oft einen ‘artistischen’ Aspekt aufweisen, der fast immer lächerlich klein ist. Wenn wir während eines Telefongesprächs kritzeln oder wenn wir ein Blatt falten, bevor wir es in einen Briefumschlag stecken, realisieren wir, ganz unbewusst und routiniert, kleine malerische und skulpturale Aktionen. Die systematische Wiederholung dieser Aktionen nach vorab bestimmten Regeln verwandelt sie in Meta-Routinen, in Reinszenierungen des Sisyphus-Mythos. Der einzige Unterschied liegt vielleicht darin, dass die methodische und repetitive Arbeit, die zur Herstellung der Werke notwendig ist, hier en detail registriert wird. Auf diese Weise überlebt die Routine und macht sich für jeden Zuschauer lesbar und nachvollziehbar.

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