JOAN WITEK

*1943 in New York City, NY (US), hat bis 2020 in New York City gelebt und gearbeitet, nun in Mexico. 

“Unter Schwarz versteht man gemeinhin die Abwesenheit von Farbe: es ist streng und hart, aber das sind nur zwei seiner vielen Facetten. Einer der Gründe, die mich an der Farbe Schwarz faszinieren, ist ihre Widersprüchlichkeit. Sie ist komplex und primitiv, emotional und intellektuell, sie ist eine Farbe, auf die jeder auf die ein oder andere Art stark reagiert.“ – Joan Witek

Unmittelbar und intensiv sprechen Joan Witeks Werke unsere Empfindung an: Stark und zart, drückend und weit, klar und ungreifbar, meditativ und expressiv, rational und emotional – all die gegensätzlichen Qualitäten von Schwarz sind in ihren Arbeiten formuliert. 

Sei es mit Wachsstift, Öl- oder Acrylfarbe, auf Pergament, Folie oder Leinwand: Die jeweiligen Besonderheiten ihrer vielfältigen Materialien arbeitet Joan Witek sorgfältig heraus, was ihren Werken einen starken haptischen Reiz verleiht. Fast fühlt man das knittrige Reispapier, den samtigen Pastellstift, das Schwimmen der Wasserfarbe auf der Folie oder das Einziehen der Tinte in weiches Bütten. 

Nicht nur farblich, sondern auch formal leben die Werke dabei von der bewussten Reduktion der Mittel: Durch klare, horizontal und vertikal ausgerichtete Strukturen und reduzierte Formen – oft allein Linien – fokussiert Joan Witek das Verhältnis von Flächenproportionen sowie von Verdichtung, Geschlossenheit und Öffnung. Neben den faszinierenden Bezügen von Makro- und Mikrostruktur macht das Zusammenspiel von geometrisch entwickelter Struktur und von händisch geschaffenen sowie durch das Farb- und Trägermaterial gefundenen Formen die Werke so spannend und zugänglich. 

Ihre Bildtitel entleiht Joan Witek verschiedenen Quellen – etwa „Transfigured Night“ nach Robert Dehmels Gedicht Verklärte Nacht. Die kurzen Titel schließen oft vielfältige Referenzen ein, wie auch Transfigured Night beispielsweise inhaltlich auf Hoffnung verweist, einen lyrischen Rhythmus trägt und zugleich Arnold Schönbergs Vertonung des Gedichts ins Ohr ruft. Damit tragen die Titel der Intensität und den vielschichtigen Ebenen der konkreten Werke Rechnung. 

Juliane Rogge

www.joanwitek.org