Ingo Meller malt Ölfarbe auf Leinwand (ohne Keilrahmen), die oft direkt an der Wand befestigt wird. Was Meller erzeugt, ist im Prinzip genau das, was Malerei (zumindest) für viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte standardmäßig war: Farbe auf Leinwand!

Was so unprätentiös daherkommt, sich unaufgeregt jeglicher Bedeutung oder jeglichem Drama oder Ismus entledigt, legt auf unverwechselbare Weise offen, was hier auf oder mit dem Bild geschehen ist bzw. getan wurde.

Der in Leipzig lebende Künstler stellt Grundfragen an die Malerei und den Umgang mit Farbe – auf apodiktisch klare Weise. In langen Testserien probiert er Farben, besser Farbmaterialien in ihren materiellen und kombinatorischen Möglichkeiten aus und streicht die gefundenen Kombinationen schließlich mit breiten Pinseln auf einer grundierten Leinwand aus, die er zuvor genau dem Fadenverlauf entlang geschnitten hatte.

Die Werke werden dann den genau identifizierbaren Farbnamen und Kennungen entsprechend benannt. Die Präzision der Betitelung und Klarheit in der Konzeption erfährt eine wunderbare Kontrastierung durch die völlig intuitiv erscheinenden Pinselspuren. Poesie mag man erahnen, die im Auge des Betrachtenden entsteht, nicht intendiert, aber zugelassen. Das Nachvollziehen der Prozessualität eines kreativen Schaffens, Klarheit und Ehrlichkeit ist partizipatorische Aisthesis.

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