WINSTON ROETH

Der US-amerikanische Maler Winston Roeth untersucht mit kompromisslos reduzierten Mitteln die Phänomenologie von Farbe. Seine faszinierenden, aus reinen Pigmenten und Tempera auf verschiedenen Malgründen – etwa Aludibond, Papier, Schiefer… – geschaffenen Bilder haben eine dichte, matte Oberfläche ohne Duktus. Sie zieht den Betrachter, die Betrachterin in die Intensität ihrer Einfarbigkeit hinein und lädt zu einer eingehenden Erkundung der sich verändernden Bildfläche ein. Da der Pinselstrich nicht wahrnehmbar ist, löst die Oberfläche sich zunehmend in Licht und Raum auf, sodass eine Resonanz entsteht, eine Schwingung, etwas Unbestimmbares. Die monochrome Farbe besteht eigentlich aus vielen gemischten Farben und kann sich – in der Wahrnehmungserfahrung des Sehens – in unterschiedlichen Bildarealen von warm zu kühl wandeln und doch dieselbe Farbe bleiben. Der Einfallswinkel, die Richtung und Verteilung des Lichts auf der Oberfläche rufen viele verschiedene, simultan auftretende visuelle Effekte hervor. Viele Farbpartikel erzeugen viel Schatten. Es ist eine sehr kleine Farbskala, die jedoch bewirkt, dass sich Schatten in der einen Ecke und Licht in einer anderen Ecke ansammeln. Es ist überall dieselbe Farbe, aber das Licht wird unterschiedlich gebrochen. Da einige Farbpartikel Licht absorbieren, während andere es reflektieren, wird das Licht in das Bild hineingesogen oder es strahlt daraus hervor.

In der reduzierten Formkomposition bleibt Roeth schon lange dem Raster treu, in dem sich die Flächen entfalten. Hier ist ein Ausschnitt des Rasters zu sehen: Die Konzentration auf eine einzige Fläche, die eine bestimmte Farbe im klassischen Format porträtiert.

Ice Blue (Portrait), 2015
Tempera auf Aludibond
101,6 x 76,2 cm
Sammlung Schroth