MARTIN WILLING

Sich gegen die Schwere aufrichtender Stab | 1979 | Stahldraht (5 Stärken), justierbare Eisenplatte, Hartlot | Höhe 2,75 m, Ø 7 cm

Zu „sich gegen die Schwere aufrichtender Stab“ von 1979:

Diese Arbeit gehört zu den ersten Skulpturen, die ich zu Beginn meines Studiums entwickelt habe.
Der senkrechte aufsteigende Stab überwindet die Schwerkraft nicht über eine Vorspannung (wie die meisten meiner Arbeiten) sondern durch Aus- richtung in derselben Wirkrichtung, in der auch die Schwerkraft wirkt, aber mit umgekehrter Orientierung. Es wirken also keine Querkräfte auf ihn, bis er etwa durch einen Windzug ausgelenkt wird. Dann biegt sich der Stab entsprechend und da er aus elastischem Federstahl gefertigt ist, baut sich dabei ein Rückstellmoment im Querschnitt auf, das versucht, den Stab schließlich wieder zurück in die Senkrechte zu bringen.

Das geschieht aber nur allmählich und einstweilen auch chaotisch – er schießt dabei mehrmals übers Ziel hinaus und pendelt sich schließlich in die Senkrechte und zur Ruhe zurück.

1980 habe ich ein 7 Meter hohes Pendant gefertigt, seit 2016 steht eines in Lemgo das 12,1 Meter hoch ist. Dieses braucht 8,4 Sekunden für jeden Schwingungszyklus.
Die Idee eines potentiell unendlich hohen Stabes steckt in dem Ansatz, das der Querschnitt an jeder Stelle nur gerade so groß ist, den darüber befind- lichen Teil tragen zu können, es ist hiermit eine Konstruktion minimalsten Materialverbrauchs. Eine Großskulptur wartet noch auf ihre Realisierung.

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On „sich gegen die Schwere aufrichtender Stab“ (ascending rod overcoming gravity) from 1979:

This work is one of the first sculptures I made at the beginning of my studies.

The vertical, ascending rod does not overcome gravity through pre-tension (as in most of my works) but by aligning itself to the axis in which gravity operates, but in the opposite direction. This means that no lateral forces act upon it – until it is deflected by a breeze, for example. The rod then bends accordingly and, as it is made of elastic spring steel, a restorative moment builds up in the cross-section, which tries to bring the rod back into a vertical position.

However, this only happens gradually and, for the time being, in a chaotic manner – it will overshoot the target several times until finally swinging back into the vertical and coming to rest.

In 1980, I made a 7-metre-high counterpart, and since 2016 there has been one in Lemgo that is 12.1 metres high. This one takes 8.4 seconds for each oscillation cycle.The idea of a potentially infinitely tall rod is included in the method: the cross-section at each point is only just big enough to support the part above, making it a construction with minimal usage of material. I am still waiting to realise such a large-scale sculpture.

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