Können Worte Malerei erfassen? Können Worte Augen ersetzen? Zweifelsohne vertraut Yves Popet narrativen oder deskriptiven Kommentaren nicht. Er hat jahrelang zurückgezogen an seinem Werk gearbeitet, ohne auch nur zu versuchen, sich damit hervorzutun. Er ist ein Freund der Zurückhaltung und scheut übermäßige Expressivität. Er wendet sich an den Betrachter, ohne ihn zu ungestüm zu umwerben. Er geht sanft vor und bleibt distanziert. Ein solch fragiles Werk sucht eher nach subtilen Metaphern als nach groben Gleichnissen. Popet zufolge ist Wissen in erster Linie visuell. Der wahre Künstler, der nämlich, der Kunst nicht mit Mode verwechselt, bezieht sich permanent auf das, was nicht sichtbar ist. Einer sehr präzisen Form der Geometrie folgend, konstruiert, vermisst und organisiert Yves Popet in der Vertikalen und Horizontalen. Er scheint uns eine gewisse Strenge demonstrieren zu wollen. Bedeutet das, dass der Begriff „Konkrete Kunst“ auf sein Werk anwendbar wäre? Warum nicht. Dieser Tradition folgt Popet jedoch nicht um ihrer selbst, sondern um ihrer Möglichkeiten willen, um also einen wirklich persönlichen Ansatz mit einer eigenen Logik zu finden, der mit einem Sinn für Poesie einhergeht und keineswegs ein „kaltes“ intellektuelles Experiment darstellt. Er bevorzugt einfache Formen: Quadrate und Rechtecke. Vor uns wandelt sich der Raum auf Papier oder Leinwand zu einer Überlagerung aus Farbschichten in lebendigen Tönen: Rot, Blau, Gelb und Orange. Der Betrachter genießt es, sich von diesen Farben überwältigen zu lassen, die aus einer Art Zurückhaltung zu entspringen und keinerlei Zweck zu dienen scheinen, so als verweigere der Künstler jegliches Insis-tieren, sondern wünsche nur ein Vakuum zu schaffen, in dem lediglich das bewahrt wird, was wichtig ist, um eine sichtbare Oberfläche zu präsentieren, unter der sich irgendetwas Namenloses befindet.
Kann Malerei bedeuten, Identität zu verbergen? Malerei zwingt uns, die Sprache der Abwesenheit von Wissen anzuwenden. Diese Aufhebung von Bedeutung wäre dann das Vakuum, das das Bild zu verschlingen droht, was den Betrachter in Spannung versetzt. Kunst ist immer Ausdruck dieses Anhaltens der Zeit. Wie in einem Spiel wird durch die Auslöschung des Sichtbaren in diesen Linien und Farben eine besondere Atmosphäre geschaffen. Die hier ausgestellten Bilder spiegeln das Glück wider, das das Sehen in uns auslöst.
Emmanuel Guigon
Übersetzung Lucinda Rennison

XIV, juin 2008 | 2008
Acryl auf Leinwand
60 x 60 cm
Galerie Lahumière, Paris

XII | 2014
Pastellkreide auf Papier
37,5 x 37,5 cm
Sammlung Schroth, Soest

VIII | 2014
Pastellkreide auf Papier
56 x 56 cm
Galerie Lahumière, Paris

V | 2014
Pastellkreide auf Papier
56 x 56 cm
Galerie Lahumière, Paris

ohne Titel | 1994
Serigrafie auf Papier
18 x 18 cm
Sammlung Schroth, Soest

LXXXII 92 | 1992
Acryl auf Leinwand
80 x 80 cm
Sammlung Schroth, Soest

IX 98 | 1998
Acryl auf Leinwand
56 x 56 cm
galerie linde hollinger, Ladenburg

LVIII 93 | 1993
Acryl auf Leinwand
120 x 120 cm
Sammlung Schroth, Soest